„Ach, du Arme“. Mitleid? Ich brauche kein Mitleid, ich fahre in Urlaub! Drei Wochen Camping.Und sie sagt: „Ach du Arme.“ Und sie schaut auch so. Ihr Blick drückt Anteilnahme aus. He, sag ich. Wir fahren in Urlaub, in den Süden, nicht in ein Krisengebiet. Alles ist gut. Und sie, spitz: Ich würde mich von meinem Mann nicht in einen Wohnwagen sperren lassen. Das ist doch keine Erholung. Du musst im Urlaub arbeiten, Betten machen, kochen, waschen, für alle sorgen… Sie wird gar nicht fertig mit ihren Tiraden. Halt! Du sollst nicht mit mir fahren. Ich mache diesen Urlaub, weil ICH es so will. Und wieso denkst du, ich müsse im Urlaub arbeiten? - „Na, ich meine ja nur, CAMPING“. Sie sagt das schon wieder mit diesem eigenartigen Unterton. Was um Himmels Willen ist so schrecklich an Camping. Sie antwortet mit der nächsten Tirade. „Also“, sagt sie, „also ich, ich brauche in den Ferien meine Erholung. Ich brauche meinen Pool, meinen Zimmerservice. Ich will mich an den gedeckten Tisch setzen, den Mund abputzen und die Serviette achtlos auf den Tisch legen. Will mich an den Pool legen, danach spazieren oder Tennis spielen. Ich brauche im Urlaub meine Ruhe. Dann nehme ich ein leichtes Mittagessen, und du Arme, du musst alles selbst machen. Mach doch mal richtig Urlaub. Gönn dir was. Geh in ein feines Hotel, lass dich verwöhnen. So langsam regt sich Unmut in mir. Arbeiten? Ich muss doch nicht arbeiten. Mein Frühstücksbrötchen muss ich mir auch im Hotel selbst schmieren und in den Mund schieben. Zum Kaffee nachfassen muss ich aufstehen und ich müsste mich richtig salonfähig anziehen. Das, meine Liebe, das wäre für mich kein Urlaub. Ich stehe auf, setze mich an den gedeckten Tisch. Mein Mann schenkt mir Kaffee ein, danach lege ich die Füße hoch und genieße die Sonne. Ich bin den ganzen Tag an der frischen Luft. Wenn mir danach ist, springe ich in den Pool oder mache eine Thalasso-Therapie direkt am Meer. Ich liebe den Einkaufsbummel auf den Märkten im Süden. Das ist mein Urlaub. Und, wenn uns danach ist, gehen wir ins Restaurant. Wo steht eigentlich geschrieben, dass man beim Camping immer selbst kochen oder aus der Konserve leben muss? Hoch lebe die Freiheit.
Herzlichst Eure
Bernadette Heim
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